top of page

Vergiss Business Seminare – geh Golf spielen

  • Autorenbild: Marco
    Marco
  • vor 4 Tagen
  • 5 Min. Lesezeit

Es gibt unzählige Seminare, Bücher und hochbezahlte Coaches, die Managern beibringen wollen, wie sie bessere Strategen, bessere Krisenmanager oder bessere Führungspersönlichkeiten werden. Alles schön und gut, aber ganz ehrlich: Eine 18-Loch-Runde Golf lehrt dich mehr über Leadership und Business als jede PowerPoint-Präsentation im Seminarhotel.

 

Vorbereitung: Strategie oder Selbstüberschätzung?

Die Vorbereitung auf eine Golfrunde ist wie die Entwicklung einer Unternehmensstrategie. Spiele ich einen Platz, den ich schon kenne, bereite ich mich oft weniger intensiv vor, denn ich weiss ja, was mich erwartet. Genau hier liegt die Falle. Routineaufgaben werden auch in der Wirtschaft gerne vernachlässigt. Man verlässt sich auf die Erfahrung, glaubt, schon alles gesehen zu haben, und tappt dann in altbekannte Fallen.

Spiele ich hingegen einen völlig neuen Platz, analysiere ich jedes Loch, checke die Gefahrenzonen und plane viel akribischer. Das erinnert stark daran, wie Unternehmen bei neuen Projekten plötzlich sehr gewissenhaft werden, während man bekannte Prozesse gerne mal «laufen lässt».

 

Visualisierung der Strategie
Die richtige Strategie ist wichtig

Der erste Schlag: Erwartung trifft Realität

Vor jeder Runde stehe ich auf der Driving Range und finde heraus, wie meine Tagesform ist. Läuft es dort gut, steigen meine Erwartungen fürs Spiel. Und dann kommt der erste Abschlag, und der Ball fliegt ins Aus. Zack, Realitätsschock.

Das ist wie ein grosses Projekt im Unternehmen: Nach einer perfekten Vorbereitung, endlosen Meetings und optimistischen Prognosen schlägt man auf, und schon beim ersten Schritt läuft alles anders. Entscheidend ist dann, nicht sofort die Nerven zu verlieren, sondern den nächsten Schlag ruhig und überlegt zu setzen.

 

Rückschläge: das tägliche Brot auf dem Platz und im Business

Ganz ehrlich: Rückschläge gibt's auf jeder Runde. Wer kann schon behaupten, jemals die perfekte Runde gespielt zu haben? Die Frage ist nicht, ob es schiefgeht, sondern wie ich damit umgehe.

Hier spielt «Expectation Management» eine grosse Rolle:

  • Will ich wirklich jedes Loch PAR spielen und riskiere, dass ich mich nach jedem Schlag selbst zerfleische?

  • Oder möchte ich einfach unter 90 Schlägen bleiben und rechne dann permanent nach, wie viel Spielraum ich noch habe?

  • Spiele ich auf Handicap-Verbesserung und kann einen Ausrutscher auf einem Loch leichter wegstecken?

Im Business ist es genauso: Wer mit unrealistischen Zielen in ein Projekt geht, verkrampft schon beim ersten Problem. Wer sich jedoch klar definiert, was «Erfolg» bedeutet, kann mit Rückschlägen konstruktiv umgehen, statt sich vom Kurs abbringen zu lassen.

 

Ein Golfspieler als Business Coach
Golf als der bessere Business Coach

Strategie anpassen: Mut zur Realität

Es gibt Tage, da hat mein Driver einfach einen Slice, egal was ich mache. Rational betrachtet wäre es klüger, statt des Drivers ein Eisen vom Abschlag zu spielen. Die Chance, den Ball sicher ins Spiel zu bringen, ist viel höher.

Aber an einem PAR 5 mit 480 Metern diese Entscheidung zu treffen, erfordert Mut. Nicht nur, weil ich weniger weit schlage, sondern weil ich dabei der Einzige im Flight bin, der kein Driver nimmt. Oft hört man dann noch Sätze wie: «Das ist jetzt nicht dein Ernst, dass du ein Eisen schlägst.»

Trotzdem ist es manchmal die beste Entscheidung, auch wenn sie unpopulär ist. Genau wie in der Wirtschaft. Es braucht Mut, gegen den Satz «Das haben wir schon immer so gemacht» zu steuern oder bewusst eine Ehrenrunde zu drehen, wenn sie dem Gesamtziel dient. Manchmal ist der vermeintlich langsamere, aber sichere Weg langfristig der klügere und erspart uns den Schlag ins Aus.

 

Emotionen und Selbstmanagement: das harte Training für Ego und Geduld

Mittlerweile bin ich auf dem Platz etwas ruhiger geworden. In meinem beruflichen Leben kann ich die Fähigkeiten meiner Mitarbeitenden gut einschätzen und Erwartungen realistisch setzen. Bei mir selbst ist das leider eine andere Geschichte. Ich neige dazu, viel zu hohe Erwartungen an meine eigene Leistung zu stellen.

Im Golf ist das ein Todesurteil. Denn hier gibt es niemanden, der einem helfen kann. Es gibt nur mich, den Schläger und den Ball. Wenn ein Schlag schiefgeht, gibt es keine Ausreden und keine Schuldigen ausser mir selbst.

Als Autodidakt bin ich es gewohnt, mich in Aufgaben schnell einzuarbeiten und rasch Fortschritte zu machen. Golf hat mich jedoch gezwungen, Zähne knirschend zu akzeptieren, dass es hier nur mit viel Training, unzähligen Niederlagen und hartnäckigem Dranbleiben vorwärtsgeht. Diese Lektion hat mich mehr Demut gelehrt als jedes Feedbackgespräch in meiner Karriere.

 

Teamwork: zwischen ehrlicher Unterstützung und stillem Konkurrenzkampf

Golf ist oft ein Einzelsport, aber wer schon mal in einem Flight unterwegs war, kennt die Dynamik:

  • Beim lockeren Spiel unter Freunden ist der moralische Support spürbar, ausser man spielt gegen diese eine Person, gegen die man unbedingt gewinnen will. Dann klingt ein «Wow, super Schlag!» innerlich eher nach «Mist, wie soll ich das jetzt toppen?».

  • Im Turnierflight wiederum ist man zwar sozial nicht allein, aber letztlich konzentriert sich jeder nur auf sein eigenes Spiel. Man spürt die Konkurrenz.

  • Ganz anders im Scramble: Hier spielt man wirklich als Team. Man baut sich gegenseitig auf, feiert die guten Schläge und gleicht Schwächen gemeinsam aus.

Für Führungskräfte ist das eine starke Lektion. Manche Situationen sind Einzelkämpferjobs, andere erfordern echtes Teamplay, und es ist wichtig, den Unterschied zu erkennen und entsprechend zu handeln.

 

Drei Geschäftsmänner arbeiten im Team
Nicht alles ist Teamwork

Reflexion: mehr als nur den Score ausrechnen

Nach 18 Löchern bin ich immer angenehm müde, körperlich und mental. Golf ist eben nicht nur Sport, sondern auch Kopfarbeit. Die Scorecard zeigt am Ende nur die nackten Zahlen, aber nicht die vielen kleinen Entscheidungen und strategischen Anpassungen, die dahinterstecken.

Früher habe ich mich nach einer Runde fast ausschliesslich auf die schlechten Löcher konzentriert. Ich ging frustriert vom Platz und hörte innerlich schon die Stimme: «Das war's, ich verkaufe meine Schläger.» Heute hat sich das geändert. Ich feiere bewusst die guten Schläge, auch wenn sie in der Minderheit sind, und bei den schlechten frage ich mich: Was war mein Anteil daran und was lag ausserhalb meiner Kontrolle?

Ein Schlag ins Wasser, weil ich den Schläger offen hatte, ist ärgerlich, aber durch Training verbesserbar, auch wenn man ihn wohl nie zu 100 Prozent verhindern kann. Ganz anders ist die Situation, wenn mein Ball nur fünf Meter vor einem 20-Meter-Baum liegt und ich mir einrede, heute wäre mein Tiger-Woods-Tag. Grundsätzlich ist es kein Problem, über so einen Baum zu schlagen, wenn man weit genug weg ist. Doch aus dieser kurzen Distanz ist der Schlag statistisch gesehen zum Scheitern verurteilt.

Statt den sicheren Weg zu wählen und einfach einen zusätzlichen Schlag zurück aufs Fairway zu spielen, auch wenn das bedeutet, zunächst von der Fahne wegzuschlagen, gehe ich manchmal das Risiko. Das Resultat: Der Ball prallt vom Baum ab, landet im Aus, und ich brauche am Ende nicht nur einen, sondern gleich mehrere Schläge mehr. Dann auf den einen Glücksschlag zu hoffen, der vielleicht alle Schaltjahre mal funktioniert, ist schlicht nicht intelligent.


Diese Reflexion hat mich gelehrt, ehrlicher zu mir selbst zu sein. Und das ist im Golf wie im Business oft der schwierigste, aber gleichzeitig wichtigste Schritt, um sich wirklich zu verbessern.

 

Fazit: Golf ist der härteste und ehrlichste Business Coach

Golf zwingt dich, dich selbst zu reflektieren, Erwartungen zu managen, mit Rückschlägen umzugehen und deine Strategie anzupassen. Es bringt dir bei, Emotionen zu kontrollieren, den Unterschied zwischen Einzel- und Teamspiel zu erkennen und die richtigen Lehren aus Fehlern zu ziehen.

Kein Coach der Welt kann dir diese Lektionen so unmittelbar beibringen wie ein Nachmittag auf dem Golfplatz. Und das Beste: Du bekommst nicht nur Leadership-Skills, sondern frische Luft, Bewegung und ein paar gute Geschichten für die gesellige Runde im Clubhouse.

Comentarios

Obtuvo 0 de 5 estrellas.
Aún no hay calificaciones

Agrega una calificación

Über mich

Das bin ich

Warum ich einen Golf Blog schreibe und warum er vielleicht auch Dir gut tut? Weil Golf mehr ist als Technik und Turniere. Wie mir dieser Blog hilft, am Ball (und bei Verstand) zu bleiben  und was Du davon hast, erfährst Du hier.

Mehr erfahren

 

Mein Newsletter

Vielen Dank für Ihre Nachricht!

© 2025 by Bogey-Talk

  • Facebook
  • Instagram
bottom of page